BDSM

BDSM Philosophien6 min read

BDSM ist eine breite Palette von sexuellen Praktiken, die Macht, Kontrolle und Schmerz als Teil des Vergnü­gens beinhalten können. Diese Praktiken können sehr intensiv und intim sein, und erfordern oft ein hohes Maß an Vertrauen und Verant­wor­tungs­be­wusst­sein zwischen allen Spielpartner:innen. Aus diesem Grund haben sich im Laufe der Jahre verschie­dene BDSM-Philo­so­phien entwi­ckelt, die darauf abzielen, eine sichere, einver­nehm­liche und verant­wor­tungs­be­wusste Praxis von BDSM zu fördern.

In diesem Blog­bei­trag werde ich einige der bekann­testen BDSM-Philo­so­phien erklären und unter­su­chen, wie sie dazu beitragen können, die Praktiken des BDSM sicherer und erfül­lender für alle Betei­ligten zu gestalten. Wie so oft gilt auch hier, ich habe versucht möglichst gute Infor­ma­tionen zusam­men­zu­stellen, aller­dings ist die Inter­pre­ta­tion der Begriffe immer noch meine persön­liche Meinung und kann/darf damit gerne auch von deiner Meinung abweichen.

Glück­li­cher­weise musst du dich nicht auf eines der Modelle festlegen und kannst nur noch nach diesem einem Leben. Aller­dings helfen diese aus meiner Sicht eine gute Grundlage für die Kommu­ni­ka­tion zu schaffen, wie ihr BDSM prak­ti­zieren wollt. Natürlich gibt es auch Über­schnei­dungen, haben sich doch einige Modelle aus anderen Modellen heraus entwi­ckelt.

Aber genug der Einlei­tung, hier die verschie­denen Philo­so­phien und ihre Erklärung..

Die Philosophien

SSC

SSC steht für „Safe, Sane, Consen­sual“ (Sicher, Vernünftig, Einver­nehm­lich). Dieses Modell betont die Bedeutung von Sicher­heit, Vernunft und Einver­ständnis in BDSM-Bezie­hungen. Es besagt, dass alle BDSM-Akti­vi­täten sicher sein sollten, dass die Betei­ligten bei klarem Verstand sein sollten und dass alle Akti­vi­täten auf beider­sei­tigem Einver­ständnis beruhen sollten.

Das heißt, ein Spiel ohne Safeword wider­spräche den Regeln von SSC, dafür aber denen von RACK. Aller­dings ist hier schon die Frage, ob zum Beispiel das Spiel mit Peitschen noch zu SSC gehört. Hier können und werden Verlet­zungen auftreten, was damit dem Punkt „Sicher“ wider­spricht.

Aus genau solchen Punkten heraus hat sich dann RACK entwi­ckelt.

RACK

RACK steht für „Risk Aware Consen­sual Kink“ (Risi­ko­be­wusster-, Einver­nehm­li­cher-, Kink). Dieses Modell betont die Notwen­dig­keit, sich der Risiken bewusst zu sein, die mit BDSM-Akti­vi­täten einher­gehen können, und dass beide Partner sich einig sein sollten. Im Gegensatz zum SSC-Modell erkennt RACK an, dass BDSM-Akti­vi­täten niemals voll­ständig sicher sein können, und dass jeder Partner die Verant­wor­tung hat, die Risiken zu verstehen und geeignete Vorsichts­maß­nahmen zu treffen.

Anders gesagt, uns ist klar, dass das was wir tun nicht „verlet­zungs­frei“ ist, achten aber dabei darauf in gewissen Grenzen zu bleiben und uns der möglichen Gefahren, wie zum Beispiel blaue Flecke / blutende Wunden / mögli­cher­weise Narben, bewusst zu sein.

PRICK

PRICK steht für „Personal Respon­si­bi­lity, Informed Consen­sual Kink“ (Persön­liche Verant­wor­tung, Infor­mierter, einver­nehm­liche Kink). Dieses Modell betont, dass jeder Partner eine persön­liche Verant­wor­tung hat, sich über die Risiken von BDSM-Akti­vi­täten zu infor­mieren und geeignete Vorsichts­maß­nahmen zu ergreifen bezie­hungs­weise für sich zu entscheiden, ob ihr gewillt seid, diese Risiken einzu­gehen. Es betont auch die Bedeutung von Einver­ständnis und infor­mierter Zustim­mung. Damit ist PRICK eine Erwei­te­rung von RACK welche die persön­liche Verant­wor­tung betont.

Wichtig finde ich hier außerdem den Punkt „infor­mierter Zustim­mung“. Die meisten können vermut­lich abschätzen, wie viel Schaden eine Hand mit Schlägen auf den Hintern verur­sa­chen kann. Aber ohne sich zu infor­mieren ist sicher­lich nicht jedem klar, dass ein Flogger zum Beispiel auch die Nieren schwer schädigen kann und damit auch zu lebens­be­droh­li­chen Verlet­zungen führen könnte.

CIS

CIS steht für „Complete and Irre­vo­cable Submis­sion“ (Voll­stän­dige und unwi­der­ruf­liche Unter­wer­fung). Dieses Modell sieht Konsens maximal bei der ersten Zustim­mung vor. Danach wird der/die Sub nur noch wie ein:e Sklave:in ohne Rechte behandelt.

Das Modell kommt haupt­säch­lich in Geschichten oder Fantasien zu tragen. Im echten Leben sehe ich hier, neben den recht­li­chen Problemen, dass sich Menschen der Bedeutung einer solchen Entschei­dung auf Lebens­zeit nicht klar sein dürften. Auch, dass sich die Lebens­um­stände immer wieder ändern und damit das ganze auch proble­ma­tisch werden dürfte.

Erwähnen wollte ich es dennoch der Voll­stän­dig­keits­halber.

DEBRIS

DEBRIS steht für „Domi­na­tion Enhanced Beyond Rule Induced Supe­rio­rity“ (Erwei­terte Herr­schaft jenseits herr­schafts­in­du­zierter Über­le­gen­heit). Ein sperriger Begriff, der im Prinzip zum Ausdruck bringen soll, dass die submis­sive Person mit der initialen Einwil­li­gung sämtliche Rechte abgibt und an den/die Herr:in abgibt. Sehr ähnlich also zu CIS, aller­dings wenigs­tens mit der „offi­zi­ellen“ Möglich­keit, die Einwil­li­gung auch wieder zu wider­rufen. Aller­dings eben nur die Einwil­li­gung zu dem „Vertrag“ nicht aber zu Hand­lungen und derglei­chen, die aktuell durch­ge­führt werden.

Frei nach dem Motto „Ganz oder gar nicht“. Aus meiner Sicht daher definitiv auf keinen Fall für Anfänger gedacht. Und auch bei „Fortgeschrittenen/Profis“ sehr ich diese Praktik immer noch als zwei­fel­haft. Aber nur weil ich mir das nicht vorstellen kann, heißt es ja nicht, dass es nicht irgendwen glücklich machen kann, genau so zu leben.

CRASH

CRASH steh für „Consen­sual, Risk Aware, Shit Happens“ (Einver­nehm­lich, Risi­ko­be­wusst, Scheiße passiert). Das Modell ist schon deutlich weniger bekannt. Prin­zi­piell eine Erwei­te­rung von RACK, welche zusätz­lich darauf eingeht, dass es zu Unfällen kommen kann und man damit rechnen soll.

Es wird schlicht vorkommen, dass doch mal uner­wartet ein blauer Fleck entsteht, etwas zu bluten anfängt, oder dass ein Schlag daneben geht. Seid euch dessen einfach bewusst, dann könnt ihr auch damit umgehen, wenn es dann mal so weit ist.

CNC

CNC steht für „Consen­sual Non-Consent“ (Sozusagen also „Zuge­stimmte, nicht Zustim­mung“). Hierbei gibt der/die Buttom der domi­nanten Person die Zustim­mung zu machen, was diese möchte. Je nachdem wie die betei­ligten Parteien das auslegen, wird vorher über Soft- und Hard­li­mits gespro­chen, oder eben nicht. Als Beispiel sei hier das „Rapeplay“ genannt, welches eine gespielte Verge­wal­ti­gung ist.

Aus meiner Sicht eine spannende Dynamik, bei der aber unbedingt ein Safeword vorhanden sein sollte, da solche Worte wie „Nein, bitte nicht“ und derglei­chen teil des Spiels sein können.

CCCC / 4C

CCCC steht für „Caring, Commu­ni­ca­tion, Consent, Caution“ („Fürsorge, Kommu­ni­ka­tion, Zustim­mung, Vorsicht“). Bei dieser Philo­so­phien wird das Wort „Risiko“ bewusst vermieden und mehr auf die positiven Aspekte des gemein­samen Spiels einge­gangen.

Caring/Fürsorge meint dabei nicht zwingend „Liebe“. Aller­dings, dass man sich um die Bottom Person kümmert, mit der man spielt, selbst wenn es ein CNC Spiel sein sollte. Communication/Kommunikation sowie Consent/Zustimmung sollte denke ich aufgrund der vorhe­rigen Begriffe inzwi­schen klar sein 😉 Und Caution/Vorsicht soll hierbei zum Ausdruck bringen, dass man mit gesundem Menschen­ver­stand an die Sache herangeht. Aus meiner Sicht also noch einmal sehr ähnlich zu RACK und fügt diesem den Fokus auf Fürsorge und Kommu­ni­ka­tion hinzu.

Relevanz solcher Begrifflichkeiten

Letzten Endes sind das alles aber nur Modelle/Philosophien und von Ausnahmen wie CIS/DEBRIS abgesehen solltet ihr eure Spielpartner:innen suche nicht von der Philo­so­phien abhängig machen. Viel wichtiger als genau nach diesen Konzepten zu leben ist, dass ihr wisst, wer wann Top/Bottom ist und was für euch okay ist. Diese Philo­so­phien sind aus meiner Sicht lediglich eine Hilfe bei der Kommu­ni­ka­tion.

Welche Philosophien/Modelle kennt ihr noch und nach welchem Modell spielt ihr? Wie immer freue ich mich über Kommen­tare und Meinungen 😃

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