Heute geht es um das Thema „Cut & Grow“. Ein für mich sehr wichtiges Thema.
Was verstehe ich unter „Cut & Grow“
Wer sich mit Pflanzenpflege beschäftigt, kennt das sicherlich. Manchmal muss man eine Pflanze ein wenig zurückschneiden oder „unnötige“ Triebe stutzen, damit die Pflanze genug Energie hat um an den wichtigen Stellen gut weiterwachsen zu können. Das gleiche Prinzip kann aus meiner Sicht auch beim Menschen angewendet werden.
Oft habe ich in meiner Vergangenheit noch Energie auf einen Lebensbereich von mir gelegt, denn ich eigentlich gar nicht mehr aktiv verfolgt habe. Sondern nur noch, „weil man es halt, so macht“. Sozusagen ein Seitentrieb, denn ich nicht mehr wollte, denn ich aber trotzdem noch irgendwie gepflegt habe. Nicht richtig, aber eben noch deutlich mehr als ich eigentlich wollte.
Was bringt mir „Cut & Grow“
Früher habe ich diese Lebensbereiche weitergepflegt, weil ein „Schneiden“ dieses Lebensbereiches ja „schmerzen“ verursacht hätte. Ich hätte mir eingestehen müssen, dass ich dort nicht zum Ziel gekommen bin. Dass ich -mal wieder- nicht erfolgreich war. Aber so lange ich, das Ganze weiter verfolgt habe, bin ich ja nicht gescheitert. Nur eben noch nicht am Ziel angekommen.
Aber ist, das wirklich weniger Schmerzhaft, wenn ich diesen Lebenszweig wachsen lasse? Klar im ersten Moment ist es definitiv bequemer. Ich muss mich nicht an eine neue Situation gewöhnen und mich auch dem Schmerz nicht stellen, dass ich dort „versagt“ habe. Allerdings wächst dieser Zweig damit. Genau wie bei einer Pflanze wird ein Seitentrieb größer und mächtiger je länger dieser am Leben ist. Das bedeutet aber auch, dass es immer mehr Kraft und Energie kostet diesen Lebenszweig aufrechtzuerhalten so wie er gerade ist. Und wenn dieser „Lebenszweig“ so groß geworden ist, kostet das Schneiden an dieser Stelle viel mehr Kraft und verursacht auch viel mehr Schmerz. Aber nicht nur dass, auch die eigentlich wichtigen Lebensbereiche sind nicht so gewachen wie sie hätten wachsen können, weil die Kraft gefehlt hat. Nur weil ich „damals“ nicht den Mut hatte einen kleinen Nebenast zu schneiden.
Durch das Schneiden der Äste beziehungsweise Lebensbereiche, die ich für nicht mehr wichtig empfinde, bekomme ich mehr Energie für die Lebensbereiche, die mir persönlich wichtig sind. Ich kann an den Stellen wachsen, die mich voranbringen, die mir Freude machen. Und genau darum geht es bei „Cut & Grow“. Denn eigenen Lebensbaum in die Form zu bringen die man selber möchte. Die einem am meisten Spaß macht. Und dabei ist egal was die anderen denken. Es ist das eigene Leben.
Natürlich sollte nicht auf Perfektion getrimmt alles „geschnitten“ werden was uns nicht voran bringt. Freunde sind -emotionslos gesehen- nichts was uns in erster Linie „Erfolgreicher“ macht. Aber ein Leben ohne Freunde wäre für mich trotzdem unvorstellbar. Sie helfen mir in so vielen anderen Bereichen über mich hinauszuwachsen, zeigen mir neue Perspektiven und lassen mich oftmals meine Blinden Flecken erkenne. Ohne meine Freunde wäre ich nie da angekommen, wo ich jetzt bin. Und meine Freude darüber meine Freunde zu sehen sagt mir, dieser Ast darf unbedingt bleiben und soll weiter wachsen. Solange es „die richtigen“ Freunde-zweige sind die dort wachsen. 😉
Vor inzwischen etwas mehr als 2 Jahren habe ich wieder einmal einen Ast geschnitten. Genauer meinen Job. Der ist auf keinen Fall unnötig, im Gegenteil. Ich brauche einen anderen „Job-Ast“ der den aktuellen ersetzen kann. Aber der alte ist für mich ein faules Stück Holz geworden. Ich bin unsicher wie weit der Ast mich noch trägt und er braucht viel zu viel Energie für das, was er darstellt. Ein schmerzhafter Schnitt, gerade weil es einer meiner schönsten Arbeitsumgebungen bisher war. Wenn ein Ast bei mir jedoch so innerlich kaputtgegangen ist, hilft keine Pflege mehr, dann hilft nur noch abschneiden. Klar funktioniert das nicht immer, allerdings bin ich was das angeht, inzwischen relativ Kompromisslos. Wenn etwas nicht passt, suche ich mir Möglichkeiten das anzupassen, dass es wieder passt. Und ja, manchmal macht so ein „Schnitt“ angst.
Gibt es in deinem Leben auch bereiche, die du pflegst, obwohl Sie dich nur Kraft kosten, dir aber weder Kraft noch Spaß bringen? Warum schneidest du an diesen Stellen nicht? Was hält dich zurück?
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