In letzter Zeit mache ich mir immer wieder Gedanken zum Thema Konsens/Konsens und wie wichtig das für ein gutes und sicheres Spielen ist. Gerade weil ich im Insomnia sehr viel mitbekomme, merke ich immer wieder, dass es Spielbeziehungen gibt, die alles andere als gesund sind. Ein mit besonders im Kopf gebliebenes Beispiel ist eine Person, welche Submissive unterwegs ist, mir erzählt hat, dass die dominante Person nicht damit umgehen kann, wenn die Schmerzgrenzen etc. niedriger sind als sonst und diese dann (bewusst?) überschritten werden.
Ich kann zwar aus der Sicht einer dominanten Person verstehen, dass man manchmal die Grenzen strecken möchte oder einfach selbst ein wenig die masochistische Ader ausleben will. Aber aus meiner Sicht kein Grund, warum man es sich auch wirklich erlauben sollte. Die Submissive Person steckt aus meiner Sicht IMMER! die Grenzen, selbst wenn es CNC (Consensual non Consent || Zustimmung nicht zuzustimmen, kurz gesagt, man Erlaubt Dinge ohne Fragen zu tun) ist. Denn auch hier wird – zumindest im groben – vorher geklärt, was die Hard- und Soft-Limits sind.
Da ich gerade bei Rope365.com über einen guten Beitrag zum Thema Kommunikation und Konsens gestolpert bin, nehme ich diesen als Inspiration einen ähnlichen Artikel auf meiner Seite zu posten.
Konsens
Gleich der erste Satz vom Artikel ist – wie ich finde – extrem wichtig.
Es wird oft gesagt, dass das Einverständnis der größte Unterschied zwischen BDSM und Übergriffen/Missbrauch ist, die Tatsache, dass alle Parteien die vereinbarte Aktivität wünschen und genießen.
Wir im BDSM Bereich machen Dinge, die für eine Vanilla eher komisch bis hin zu pervers sind. Nach dem Gesetz machen wir einige Dinge, die eigentliche Strafbar wären, allerdings eben durch den Konsens in Ordnung kommen. Das bedeutet aber auch, solange kein Konsens vorhanden ist, sind die meisten Handlungen aus dem BDSM Bereich schlichtweg strafbar. Wenn wir allerdings von der rechtlichen Seite mal absehen, schaden wir einem Menschen, wenn wir über dessen gesteckte Grenzen hinaus gehen. Unter Umständen auch ein dauerhafter Schaden der Psyche. Und das sollte, wie ich finde – ein jedes menschliche Wesen – verhindern wollen.
Daher der große erste Punkt. REDET MITEINANDER. Das gehört eigentlich zu jedem Thema, warum reden Leute so wenig miteinander. So viele Probleme könnten gelöst werden…. Na ja, ich schweife ab… Wenn ihr miteinander redet und klärt, was OK ist, was nicht, was eure Safewords sind etc. kann danach das Spiel umso freier und entspannter stattfinden. Und wer genießt nicht eine gute Session ❤️
Kommunikation
Sprecht über alles, was wichtig sein könnte und sprecht dabei so einfach wie möglich. Keine doppelte Verneinung, kein „… wenn der Mond dreiviertel ist und die Sterne in einer Sinuskurve blinken, dann..“ sondern schlichte Sachen wie. Finger in den Hintern ist super, aber deinen Schwanz will ich da nicht haben. Oder andersrum, Schwanz im Hintern ist okay, aber der Finger ist ein No-Go?
Themen, die mindestens besprochen werden sollten (darf gerne in den Kommentaren erweitert werden):
- Was sind meine Hard Limits
- Was sind meine Soft Limits
- Welche Praktiken möchte ich auf jeden Fall
- Was ist mein Safeword (Und nein, es gibt KEINEN! Grund ohne Safeword zu spielen. Wenn jemand darauf verzichten will, sollte man sich fragen, warum dieser Person Sicherheit Angst macht)
- Was brauche ich an Aufmerksamkeit, wenn das Safeword genannt wurde? Oder was soll in dem Moment passieren?
- Was brauche ich an Aftercare
- Wie soll verhütet werden
- Sollte die dominante Person während des Spiels aktiv fragen, ob alles okay ist, weil ich mich vielleicht schwertue von selbst nein zu sagen?
- Gibt es gesundheitliche Probleme, auf die Rücksicht genommen werden muss
- Wo möchtest du angefasst werden
- Wo möchtest du nicht angefasst werden
- Wie möchtest du angefasst werden
- …
Wie gesagt, die Liste ist bestimmt nicht vollständig, kann aber als „Anfangspunkt“ genommen werden. Je weniger ihr die Person kennt, desto wichtiger ist dieses Gespräch.
Und noch ein ganz wichtiger Punkt, auch wenn ihr euch schon gut kennt. Sprecht auch vor einer Session nochmal kurz, wie es heute aussieht. Fühlt ihr euch heute weniger Schmerzresistent. Ist euch ein sinnliches Spiel lieber etc. Geht nicht davon aus, dass alles wie immer sein wird.
Ich für meinen Teil liebe es die 1–10 Skala einzuführen. Eine 1 ist bei mir eine leichte körperliche Berührung, die gerade so bemerkt wird. Eine 10 ist ein harter Schlag, den ich gerade ein einziges Mal aushalten kann, bevor es mir zu viel wird. Und während des Spiels frage ich immer wieder nach. Manchmal auch nur in einem Befehl wie „… gib mir eine Nummer..“.
Alles ist okay
Ein besonderer Satz, den ich viel zu oft gehört habe. Eine meiner Reaktionen darauf ist „… dann darf ich dich also ohne Gleitgel und Vorspiel direkt Anal-Fisten?…“ Natürlich mag es auch dafür Menschen geben, die Ja sagen würden. Für die meisten wird aber klar, dass „Alles ist okay“ keine kluge Aussage ist. Wenn dann ein „..du weißt doch, was ich meine..“ kommt, ist ein weiterer Konter „… aber Sachen, die Narben hinterlassen sind okay, zum Beispiel im Gesicht ein hübsches Herz?…“ Es geht nicht darum, bestimmte Praktiken schlecht zu reden, sondern darum aufmerksam zu machen, dass es IMMER Limits gibt. Und wenn es nur das „am Leben und Gesund bleiben“ ist. Akzeptiert also bitte niemals ein „Alles ist okay“.
Aufmerksam sein während des Spiels
Während einer Session kann viel passieren. Vielleicht wird man von seinen Emotionen überrollt. Vielleicht ist man auf einmal doch nicht mehr okay. Daher hier zwei für mich wichtige Dinge. Ein Nein (in dem Fall das Safeword) ist IMMER zu beachten. Da gibt es kein „..nur noch..“. Beim Safeword ist Instant vorbei und es beginnt das Gespräch, ob After-Care benötigt ist, oder was nicht stimmt etc. VIELLEICHT geht es danach weiter. Aber in dem Moment muss erst einmal das Ziel sein, dass es der submissiven Person wieder besser geht.
Achtet auch aktiv auf die Submissive Person, es kann auch sein, dass die Submissive Person bewusst oder unbewusst zu weit über ihre eigenen Grenzen geht. Wenn ihr seht, dass etwas aus dem Ruder läuft, hört zumindest kurz auf und checkt bei der Person ein, was los ist. Und ja, Fragen IST SEXY!
Achte aber auch auf euch, eine Session kann auch die aktive Person überfordern. Auch ihr könnt/sollt das Safeword nutzen, wenn notwendig. Auch ihr dürft und solltet Aftercare bekommen.
Für die Subs. Es ist auch sexy, wenn ihr eure Grenzen klar kommuniziert. Wenn ich mich darauf verlassen kann, dass ihr Nein sagt, wenn es notwendig ist, kann ich euch mehr vertrauen und intensiver mit euch spielen. Ein Nein jetzt ist ein größeres Ja zu allem anderen. DANKE, wenn ihr Nein sagt 😗
Danach
Wenn der aktive Part der Session vorbei ist, kümmert euch um einander. Seid füreinander da. Vielleicht ist es nur eine kurze Umarmung, die ihr braucht. Vielleicht auch stundenlanges kuscheln, oder etwas ganz was anders. Ihr habt gerade viel Emotionales miteinander erlebt, das kann einiges an Power entwickeln. Sorgt dafür, dass diese Energie auch wieder raus kann und ihr „Safe“ das Geschehen verlasst.
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