Aktuell fange ich gerade noch einmal an, sämtliche Basics zum Thema Bondage/Shibari zu durchforsten. Da ich nun endlich den Sprung zu Suspensions machen möchte. Daher möchte ich euch auf diesem Lernweg mitnehmen und euch an meinen „Forschungen“ zu dem Thema teilhaben lassen. Im Grunde also, um auch eine Anlaufstelle für Bondage & Shibari Anfänger zur Verfügung zu stellen.
Dementsprechend hoffe ich, dass dir die hier gesammelten Infos gefallen und ich nichts ausgelassen habe, was dich zu „Single Column Ties“ interessiert 😃
Definition „Single Column Tie“
Lange habe ich „Single Column Tie“ nicht übersetzt und daher Gedacht, dass das der Begriff für einen bestimmten Knoten ist, der als „Ankerpunkt“ für die Meisten Fesselungen dient. Letzten Endes, beschreibt dieser Begriff allerdings nicht, was für ein Knoten gemacht wird, sondern lediglich, wo dieser Knoten gemacht wird.
Ein „Single Column Tie“ ist eine Art von Bondage-Bindung, die häufig im BDSM und anderen Formen von Kink- oder Fetisch-Spielen verwendet wird. Dabei wird ein Körperteil einer Person, in der Regel ein Arm oder Bein, an einem festen Punkt wie einem Pfosten oder einer anderen Körperpartie befestigt. Genauer kann ein „Single Column“ (deutsch „Einzelsäule“) so ziemlich alles an einem Körper sein. Ein Bein, ein Arm, der Brustkorp und dergleichen. So lange es „aus einem Stück“ ist, passt der Begriff. Der „Double Column Tie“ ist daher ein „Ankerpunkt“ wo zwei solcher Elemente zusammen kommen, wie zum Beispiel, zwei Arme oder zwei Beine.
Natürlich kann so ziemlich jeder knoten für ein „Single Column Tie“ genutzt werden. Ich möchte allerdings die üblichen beschreiben ([Burlington/Somerville] Bowline Single Column Tie/Boola Boola Single Column Tie), da es mir besonders darauf ankommt, dass diese sich nicht zuziehen und damit keine Gefahr für das Rope Bunny entstehen kann.
Anforderungen an einen „Single Column Tie“
Wenn man nach der Namensdefinition geht, ist lediglich der Ankerpunkt, wo der Knoten beziehungsweise worum das Seil gewickelt wird, entscheidend. Für mich war noch wichtig, dass der Knoten sich auch unter Belastung nicht zusammen zieht und damit das Rope-Bunny nicht gefährdet wird.
Geschichte
Es ist schwer zu sagen, wer genau den Single Column Tie erfunden hat, da Bondage und Fesseltechniken seit Jahrhunderten praktiziert werden und es viele verschiedene Arten von Fesselungen gibt, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben. Es ist jedoch bekannt, dass sich Bondage als Kunstform in Japan seit vielen Jahrhunderten entwickelt hat und dort praktiziert wird. Dort sind vermutlich viele der aktuell bekannten Bondage-Techniken, womöglich auch der Single Column Tie entstanden. Eine sichere Quelle konnte ich jedoch nicht finden.
In Japan wird Bondage als „Shibari“ bezeichnet, was wörtlich „binden“ oder „verpacken“ bedeutet. Dabei ist Shibari eine Kunstform, die sich auf die ästhetische Schönheit von Fesselungen konzentriert und nicht zwingend im Zusammenhang mit BDSM/Sex stehen muss. Auch wird dabei mehr Wert auf die Ästhetik als auf die Immobilisierung gelegt.
Woher auch immer die Definition von Single Column Tie gekommen ist, inzwischen ist es eine der üblichen Starttechniken für Bondage/Shibari.
Fachbegriffe
Da ich innerhalb des Textes bestimmte Teile des Seiles ansprechen möchte/werde, hier eine Übersicht, was das jeweils bedeutet 😉
Howto
Wenn du die Knoten übst, empfehle ich dir das an einem Kissen, deinem Oberschenkel oder dergleichen in Ruhe zu üben. Gerade die ersten Male wirst du viel auf die Anleitung schauen und dich Stück für Stück herantasten. Meine Empfehlung ist, dass du jeden Knoten einmal ausprobierst, um zu sehen, welcher dir am ehesten liegt und diesen dann länger zu üben. Zum Schluss solltest du den Knoten komplett aus dem Kopf heraus binden können, damit er dann bei einer Shibari/Bondage-Session auch gut sitzt.
Bowline Single Column Tie
Sowohl der Burlington- als auch der Somerville- Bowline Single Column Tie ist eine Variation des Bowline-Knotens, der in der Seefahrt zur Befestigung von Seilen verwendet wird.
In der Bondage- und Shibari-Praxis wird der Knoten hauptsächlich verwendet, um eine einzelne Körperpartie sicher zu binden, während gleichzeitig eine leichte Beweglichkeit erhalten bleibt. Es gibt verschiedenste Variationen des Knotens, wovon ich hier jedoch nur zwei vorstellen werde. Wichtig ist, wie bei allen Bondage- Shibari-Fesselungen, dass immer mit Vorsicht und Respekt vor der zu fesselnden Person gefesselt wird.
Burlington Bowline Single Column Tie
Der Burlington Bowline Single Column Tie ist mein persönlicher Favorit beim Start einer Fesselung. Er ist, wenn man ihn einmal verinnerlicht hat, leicht auszuführen und zieht sich nicht um das Handgelenk zu. Daher eine klare Empfehlung von meiner Seite für diesen Knoten.
Die Fesselung geht wie folgt:
Halte das Seil über zum Beispiel den Arm und wickle das Seil 2–3 Mal komplett um den Arm herum.
So sieht das ganze von vorne/hinten in Bewegung aus.
Anschließend legst du das Bight erst über alle Seile drüber.
Und danach ziehst du es unten durch.
So sieht das ganze von vorne/hinten in Bewegung aus.
Jetzt formst du mit dem langen Ende (dem Tail) des Seils einen Loop. Wichtig hierbei ist, dass das Seil wie auf dem Bild Richtung des restlichen Seils zeigt und nicht nach außen. Sonst hält der Knoten nicht.
Dann ziehst du das Bight durch den Loop.
Das sollte Lose gebunden ungefähr so aussehen
Dann festziehen und der Knoten ist fertig.
So sieht das ganze von vorne/hinten in Bewegung aus.
Somerville Bowline Single Column Tie
Halte das Seil über zum Beispiel den Arm und wickle das Seil 2–3 Mal komplett um den Arm herum.
Das Bight (hier auf der rechten Seite), wird noch festgehalten
So sieht das ganze von vorne/hinten in Bewegung aus.
Dann legen wir den Tail in einer Schlaufe von rechts startend, einmal komplett um das Bight herum.
So sieht das ganze von vorne/hinten in Bewegung aus.
Jetzt wird das Bight über alle Seile nach Links gelegt,
und unter allen Seilen wieder nach rechts gezogen.
So sieht das ganze von vorne/hinten in Bewegung aus.
Jetzt wird das Bight durch den Loop, den wir gebildet haben, hindurch gezogen und der Knoten festgezogen.
So sieht das ganze von vorne/hinten in Bewegung aus.
Boola Boola Single Column Tie / Fast Bowline Single Column Tie
Je nachdem wo man sucht, wird der folgende Knoten als Boola Boola Single Column Tie oder als Fast Bowline Single Column Tie bezeichnet. Aus meiner persönlichen Sicht ist er, der komplizierteste der drei Knoten, aber dennoch noch gut für Anfänger geeignet. Letzten Endes müsst ihr für euch entscheiden, mit welchen Knoten ihr gut umgehen könnt und welche ihr für eure Bondage/Shibari Session nutzen wollt.
Im Gegensatz zu den anderen Knoten legen wir das Seil unter den Arm und wickle das Seil 2–3 Mal komplett um den Arm herum.
So sieht das ganze von vorne/hinten in Bewegung aus.
Jetzt nehmen wir den Tail und legen eine Schlaufe nach oben.
So sieht das ganze von vorne/hinten in Bewegung aus.
Anschließend wird das Bight über alle Seile gelegt,
und dann unter allen Seilen hindurchgezogen.
So sieht das ganze von vorne/hinten in Bewegung aus.
Anschließen wird das Bight durch die eben gemachte Schlaufe von unten hindurch gezogen und der Knoten fest zugezogen.
Damit das Ergebnis so aussieht
So sieht das ganze von vorne/hinten in Bewegung aus.
Safety
Auch wenn der Post hier nicht direkt über Bondage Safety ist, möchte ich es kurz ansprechen. Es wird aber in Zukunft noch einen ausführlicheren Post zu dem Thema geben.
Wenn Seile bei Bondage zu eng um einen Körperteil gewickelt werden, kann dies zu Nervenschäden führen. Das liegt daran, dass das Gewebe unterhalb der Oberfläche des Körpers gequetscht wird, was den Blutfluss zu den Nerven einschränken kann. Wenn die Blutzufuhr unterbrochen wird, können die Nerven geschädigt werden und starke Schmerzen oder Taubheitsgefühle verursachen.
Die Symptome von Nervenschäden können von Person zu Person variieren, aber sie können in der Regel als ein „Kribbeln“ oder ein „pelziges“ Gefühl beschrieben werden. In schwereren Fällen kann es auch zu einem Verlust der Empfindlichkeit in einem bestimmten Bereich kommen. Ein zu langes oder zu enges Anliegen der Seile kann auch Muskelschäden oder Bewegungseinschränkungen verursachen.
Es ist wichtig, dass die Seile beim Bondage richtig angelegt und positioniert werden, um Nervenschäden zu vermeiden. Wenn man eine Person fesselt, sollte man darauf achten, dass die Seile nicht zu eng sind und regelmäßig gelockert oder verschoben werden, um den Blutfluss aufrechtzuerhalten. Auch das Hinzufügen von Polsterungen an bestimmten Stellen kann helfen, um den Druck auf Nerven zu reduzieren.
Es ist außerdem wichtig, dass die gefesselte Person die Bewegungsfähigkeit ihrer Gliedmaßen beobachtet und Schmerzen oder Taubheitsgefühle sofort meldet, um Verletzungen zu vermeiden.
Kurz gesagt, passt auf, ob etwas unangenehm wird und ändert dann die Position der Seile oder löst die Seile. Im Zweifel lieber das Seil entfernen als im schlimmsten Fall, bleibende Schäden zu riskieren.
Etwas spezifischer für Single Column Tie, achtet darauf, dass sich das Handgelenk innerhalb der Fessel bewegen lässt, aber nicht so weit, dass die Hand aus der Fessel rutscht. Ideal ist wenn, ca. 1–2 Finger Platz zwischen Seil und Handgelenk Platz haben. Als Anfänger ist es besser, wenn die Schlaufe etwas zu weit als zu eng ist. Wenn du den Knoten beherrschst, kannst du ihn ordentlicher und mit weniger Spielraum binden. Am Anfang ist jedoch erst einmal wichtig, dass du die Übung dafür bekommst, wie er gebunden wird. Die Seile, welche am Handgelenks entlang gehen, sollten sich nicht verdrehen oder überlappen, da dies zu viel Druck an einer Stelle erzeugen würde. Der Knoten selbst, sollte nicht an der Innenseite vom Handgelenk sein, um das Risiko von Nervenschäden zu verringern.
Zudem ist es immer besser, wenn ihr eine Sicherheitsschere da habt, um im Zweifelsfall die Seile zu zerschneiden. Seile kann man ersetzen. Kaputte Nerven nicht. Aber wie gesagt, zur Bondage Sicherheit wird es noch einen eigenen Blogbeitrag geben 😃
Ausblick
Themen wie die Sicherheit beim Fesseln, die Materialien von Seilen und dergleichen, habe ich hier nur kurz oder gar nicht angesprochen. Diese Themen sind große genug, dass diese einen eigenen Blogpost verdient haben. Ich werde diese in den nächsten Wochen und Monaten schreiben und dann entsprechend veröffentlichen.
Das ganze habe ich auch noch als Video für euch auf YouTube hochgeladen.
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