Die Faszination der Hypnose, ein erster Überblick

Dieser Artikel soll erstmal „nur“ einen ersten Einstieg geben, was Hypnose ist. Bei vielen der Punkten wird es in Zukunft noch weitere Artikel geben, um dann dort mehr ins Detail zu gehen. Das wollte ich hier umgehen, da der Artikel auch so schon „lang genug“ ist.

Hypnose, ist das echt?

Hypnose, eines der Themen wo Menschen sehr unter­schied­liche Meinungen haben. Unter anderem Meinungen wie …

  • … daran glaube ich nicht
  • … das funk­tio­niert doch nur bei willens­schwa­chen Personen
  • … eine coole Art mein Unter­be­wusst­sein zu lenken
  • … mit dieser Magie kann ich alle meine Probleme lösen

Die Liste liest sich noch deutlich verlän­gern, aber ich vermute, du verstehst, was ich meine. Leider wurde in der Vergan­gen­heit, gerade mit Show-Hypnose, sehr viel Scha­ber­nack getrieben. Teilweise Unter­haltsam für alle teilweise entwür­di­gend für die Teil­nehmer und manchmal führten die durch­ge­führten Aktionen auch zu körper­li­chen Schäden. Bei letzteren denke ich an die Sugges­tion, dass jemand steif wie ein Brett wird, mit Kopf und Fuß jeweils auf einen Stuhl gelegt wurde. Und dann, um zu beweisen, wie wirksam die Sugges­tion war, stellte sich eine weitere Person mittig auf die hypno­ti­sierte Person um zu zeigen, wie stabil das ist. Geklappt hat es sehr oft. Aller­dings möchte ich nicht wissen wie viele Zerrungen und derglei­chen dabei entstanden sind. Und bedau­er­li­cher­weise waren das nicht die schlimmsten Folgen davon.

Aber nur weil etwas negativ genutzt wurde, heißt es ja nicht, dass es schlecht ist. Auch Messer wurden schon zum Töten genutzt, und dennoch würde keiner sagen, dass Messer böse sind. Genauso sehe ich Hypnose. Teilweise negativ genutzt, aber eben auch mit Potenzial zur Unter­hal­tung oder eben um Thera­peu­ti­sche oder Kinky Ziele zu erreichen. Doch genug davon. Lass uns einmal sehen, was Hypnose denn schonmal nicht ist.

Was Hypnose nicht ist

Wie gesagt, dadurch, dass die meisten Menschen ihren ersten Kontakt mit Hypnose durch Fernsehen oder Show­hyp­nose haben, entsteht oftmals ein falscher Eindruck was Hypnose ausmacht. Die Vorur­teile über Hypnose sind noch viel länger, aber hier mal die aus meiner Sicht wich­tigsten.

Hypnose ist Kontroll­ver­lust / wie Schlafen:
Da dieser Titel unter „Was Hypnose nicht ist“ auftaucht, kannst du es dir sicher­lich schon denken. Die Aussage Hypnose ist ein Kontroll­ver­lust stimmt so nicht. Die hypno­ti­sierte Person bekommt in der Regel immer noch alles mit und hat jederzeit die Möglich­keit sich den Sugges­tionen des Hypno­ti­seurs zu wider­setzen. Sollte also eine Sugges­tion den mora­li­schen oder ethischen Grund­sätzen wider­spre­chen, wird die Sugges­tion norma­ler­weise nicht funk­tio­nieren. Oft mal wacht die hypno­ti­sierte Person in den Moment auch aus der Trance auf. Einschrän­kend gilt hierbei jedoch, je mehr der hypno­ti­sie­renden Person vertraut wird, desto weiter lässt sich die Grenze des machbaren strecken. Gerade wenn die hypno­ti­sie­rende Person als Fach­person wie zum Beispiel als Therapeut wahr­ge­nommen wird, werden Sugges­tionen eher ange­nommen und grenzen verschoben, als wenn eine Person welcher nicht vertraut wird, diese Sugges­tionen gegeben hätte. Grund­sätz­lich bleibt es jedoch dabei, dass die inneren Grenzen, was okay ist und was nicht, vorgeben, inwieweit Sugges­tion funk­tio­nieren. Die Aussage ruht vermut­lich daher, dass hypno­ti­sierte Personen oftmals so wirken, als würden diese schlafen. Auch das ist nicht der Fall, die hypno­ti­sierte Person bekommt die Sugges­tionen vom Hypno­ti­seur genauso mit, wie es in einem normalen Gespräch der Fall wäre.

Hypnose ist Magie / Esoterik:
Aufgrund der Geschichte und Darstel­lung von Hypnose ist bei vielen Menschen immer noch der Gedanke fest verankert, dass Hypnose Esoterik, Magie oder derglei­chen sei. In den letzten Jahren gibt es jedoch immer mehr wissen­schaft­liche Studien die zeigen, dass Hypnose funk­tio­niert und echt ist. Dabei sind noch nicht alle Details geklärt, klar ist jedoch, dass man zum Beispiel anhand von Gehirn Scans unter­scheiden kann, ob ein Mensch „so tut als ob Hypnose funk­tio­niert“ oder ob ein Mensch wirklich in Hypnose ist. Unter anderem zeigen Messungen, dass die Konzen­tra­tion eines Menschen in Hypnose deutlich ansteigt und daher die Verän­de­rungen, welche mit Hypnose bewirkt werden, kommen könnten. Also ja, noch ist nicht alles rund um Hypnose geklärt, klar ist aber, dass da etwas passiert. Für mich als hypno­ti­sie­rende Person zählt hier tatsäch­lich nur, dass ich damit mein Ziel erreichen kann. Welcher Schalter wo genau im Gehirn dabei umgelegt wird, ist dann eher zweit­rangig für mich. 😀

Hypnose ist Gefähr­lich:
Ja, durch Hypnose können Sugges­tionen gegeben werden, die dann durch „Neben­ef­fekte“ auch zu Schäden körper­li­cher Art führen können. Hypnose selbst ist jedoch erst einmal unge­fähr­lich. Geht es um Hypnosen zur Therapie, sollte jedoch eine entspre­chend ausge­bil­dete Hypnose Person gewählt werden. Genauso wenig wie ein IT-Admi­nis­trator den Psycho­logen ersetzen kann, kann ein Hobby Hypno­ti­seur, keinen Hypno­se­the­ra­peuten ersetzen. Wenn es jedoch um Kinky- oder Show-Hypnose geht, kann durch die Hypnose selbst erst einmal nichts passieren. Dennoch ist es natürlich immer klug sich vorher Gedanken zu machen, von wem man sich hypno­ti­sieren lässt. Genauso wie man eben nicht jeden in seine Wohnung lassen würde, sollte man nicht jeden in seinen Kopf lassen. Da du bei einer Hypnose nicht am Schlafen bist und auch noch mitbe­kommst, was die hypno­ti­sie­rende Person sagt, kannst du wie oben schon erwähnt, norma­ler­weise jede Sugges­tion, die du als unpassend empfin­dest, wider­streben. Letzten Endes passiert Hypnose eben gemeinsam und nicht gegen­ein­ander, doch dazu gleich mehr.

Ich kann in Hypnose stecken bleiben:
Etwas, was erstaun­lich häufig vermutet wird, dass eine Person in Hypnose „Stecken­bleiben“ kann. Grund­le­gend ist das erst einmal nicht möglich. Sollte eine hypno­ti­sie­rende Person einfach aufhören weitere Sugges­tionen oder derglei­chen zu geben, wird sich im Normal­fall früher oder später das Bewusst­sein der hypno­ti­sierten Person melden und dann aus der Hypnose erwachen lassen. Viel­leicht ist dieses Aufwachen nicht so sanft und angenehm, wie es mit den passenden Sugges­tionen wäre, aber auch dann kann man sich innerhalb weniger Minuten wieder fangen und ist man selbst. Aber gehen wir mal nicht vom Normal­fall aus, sondern vom „Worst Case Szenario“. Da fallen mir zwei Möglich­keiten ein. Einer­seits könnte die hypno­ti­sierte Person in den Esdaile Zustand (auch bekannt als das Hypno­ti­sche „Koma“, auch wenn das nicht ganz richtig ist) gewech­selt haben und nicht mehr heraus­wollen. Passiert immer wieder aber auch hier gibt es zwei Auswege.

Entweder man lässt die Person so lange in diesem Zustand, wie sie will. Früher oder später wird die Person erwachen. Oder zweitens können Sie der Person sugge­rieren, dass sie in den nächsten Minuten aufwachen wird und jederzeit zurück­gehen kann.
(Früher habe ich einen „härteren“ Ausweg beschrieben. Aber weil es miss­ver­standen werden konnte und wurde, habe ich es ersetzt. Eine ausführ­li­chere Beschrei­bung wird folgen)

Zweite „Worst Case“, alle Sugges­tionen und egal was gemacht wird bringt nichts. Die Person bleibt in diesem entspannten Zustand. Dann schläft diese früher oder später ein und wacht später dann erholt auf. Stand heute ist kein Fall doku­men­tiert, wo jemand in Hypnose „stecken geblieben“ ist. Und auch der Ausweg über Einschlafen ist ein extrem seltenes Phänomen. Solange die hypno­ti­sie­rende Person weiß, dass solche Momente passieren können und ruhig bleibt, ist es im Normal­fall kein Problem die Personen wieder zurück ins „hier und jetzt“ zu holen.

Was Hypnose ist

Hypnosis is the bypass of the critical faculty of the conscious mind and the estab­lish­ment of accep­table selective thinking. — Dave Elman
Übersetzt: Hypnose ist die Umgehung der kriti­schen Fähigkeit des bewussten Verstandes und die Schaffung eines akzep­ta­blen selek­tiven Denkens. — Dave Elman

Klingt erstmal schön, aber was ist damit denn jetzt gemeint?

Prin­zi­piell ist Hypnose eine Art der Kommu­ni­ka­tion welche dabei Hilft den „Kriti­schen Faktor“ im Gehirn zu umgehen und damit entspre­chende Verän­de­rungen hervor­zu­rufen. Ob das jetzt kurz­fris­tige Effekte wie in der Show-Hypnose oder lang­fris­tige Effekte wie bei der Raucher­ent­wöh­nung ist erst einmal nicht von Bedeutung. Je weiter aller­dings eine Sugges­tion von der wahr­ge­nom­menen Realität der hypno­ti­sierten Person abweicht, desto eher meldet sich der „Kritische Faktor“ zurück und nimmt das Denken wieder in die Hand.

Zudem hast du schon mehrfach Hypnose bezie­hungs­weise genauer eine Trance erlebt. Wenn du zum Beispiel ein Buch liest und nichts mehr um dich herum mitbe­kommst und dich dann wunderst, wo die letzten Stunden geblieben sind, dann warst du in einer Trance. Oder auch, wenn du immer wieder die gleiche Strecke fährst. Irgend­wann wirst du momentan haben, wo du dir denkst, wie bin ich die letzten x Kilometer/Stationen etc. gefahren. Auch das ist eine Trance. Nur eben eine, die nicht für hypno­ti­sche Sugges­tionen genutzt wurde.

Eine Hypnose ist erst einmal von Haus aus eine Selbst-Hypnose. Wirst du von jemand anderen hypno­ti­siert, hilft dir diese Person lediglich den Weg zu gehen. Ähnlich wie bei einem Ziel, zu welchem du dich mit einem Navi­ga­ti­ons­gerät leiten lässt, musst du sowohl beim Navi als auch bei der Hypnose den Weg dann eben doch noch selber gehen. Eine Person die dich hypno­ti­siert, macht es dir nur sehr einfach, diesen Weg zu gehen. Und wenn die Person die dich hypno­ti­siert dann auch noch vertrau­ens­würdig und sach­ver­ständig auf dich wirkt, hilft das noch einmal zusätz­lich deinen Inneren kriti­schen Faktor zu beruhigen. Da ja jetzt eine andere, Vertrau­ens­wür­dige, Person die Entschei­dungen übernimmt.

Wenn du dich hypno­ti­sieren lässt und dabei dauernd in Gedanken bist wie „… bin ich denn jetzt in Hypnose …“ oder derglei­chen, dann hörst du der aktiv hypno­ti­sie­renden Person nicht zu, damit würdest du die Wirk­sam­keit der Hypnose und deren Sugges­tionen massiv abschwä­chen oder eben deren Wirkung ganz verhin­dern. Dasselbe passiert, wenn du darum gebeten wirst dir etwas Vorzu­stellen oder zu erleben und du mit aller mentalen Kraft versuchst zu zeigen, dass das bei dir nicht klappt. Auch das ist dann eine Art Trance, nur dass du dich dabei dann um ein schönes hypno­ti­sches Erlebnis beraubt hast. Daher vorher immer die Frage möchte ich hypno­ti­siert werden und möchte ich auch von Person xy hypno­ti­siert werden. Sobald du bei einer der beiden Fragen mit „Nein“ antwor­test, kannst du euch beiden die Zeit sparen. Anders­herum ist das schöne dabei, du kannst nichts falsch machen. Folge den Anwei­sungen der hypno­ti­sie­renden Person. Beobachte was passiert, während du auf deine hypno­ti­sie­rende Person hörst. Sei gespannt, wie sich die Sugges­tionen auswirken und genieße einfach. Und sollte eine Sugges­tion dann viel­leicht doch mal nicht funk­tio­nieren, dann war einfach nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Viel­leicht klappt dieselbe Sugges­tion in 10 Minuten eben doch, oder an einem anderen Tag, oder mit einer anderen Person. Das alles ist in dem Moment nicht wichtig, in dem Moment zählt nur, dass du den Moment genießen kannst.

Du wirst bei einer Hypnose im Normal­fall auch immer hören und im Nach­hinein wissen, was gesagt wurde. Norma­ler­weise deswegen, da auch Amnesie Sugges­tionen gegeben werden könne. Wenn dies vorher abge­spro­chen wurde kannst du Momente die in Hypnose passiert sind im Unter­be­wusst­sein verste­cken. Das ist gerade dann spannend, wenn im Nachgang hypno­ti­sche Trigger ausgelöst werden sollen und du auch selbst davon über­rascht sein sollst.

Abgesehen davon fühlt sich Hypnose eher so an, als hättest du nur deine Augen geschlossen, wenn diese denn geschlossen sind, und du einfach nur sehr entspannt bist. Wenn du medi­tierst, hast du diesen Zustand auch schon bewusster erlebt. Medi­ta­tion und Hypnose sind sich sehr ähnlich. Der „größte“ Unter­schied ist dabei, dass du unter Hypnose noch Sugges­tionen bekommst und dich bei einer normalen Medi­ta­tion „nur“ entspannst.

Was passiert während der Hypnose?

Was Hypnose ist oder nicht ist, habe ich ja schon erklärt. Zusätz­lich möchte ich dir hier noch in kurze Stich­punkten aufzeigen, wie eine Hypnose ablaufen kann. Demnächst kommt auch nochmal ein Beitrag Online in dem ich eine komplette Hypnose Sitzung detail­lierter Beschreiben werde. Doch hier schon einmal die Kurz­fas­sung:

  1. Die Hypnose wird mit einer soge­nannten Induktion einge­leitet. Diese sorgt dafür, dass sich dein Aufmerk­sam­keits­fokus von außen nach Innen verschiebt. Je mehr deine Aufmerk­sam­keit in deinem Inneren ist, desto besser für die Hypnose.
  2. Deine Trance, so nennt man den Zustand, den du in der Hypnose einnimmst, wird durch einen soge­nannten Vertiefer / Deepener vertieft. Eine Hypnose Trance kann in verschie­dene „Level“ der Tiefe einge­teilt werden, manche Sugges­tionen funk­tio­nieren schon bei einer leichten Trance, manche erst bei einer tieferen Trance. Und ein Vertiefer hilft dir dabei, noch tiefer in diesen ange­nehmen Zustand zu wechseln
  3. Der „Hauptteil“ der Hypnose. Hier werden die Wirk-Sugges­tionen und even­tu­elle Post­hyp­no­ti­sche-Sugges­tionen (Dinge, die erst nach dem Erwachen aus der Trance ihre Wirkung entfalten) genutzt. Ob die Wirkungen der Sugges­tionen temporär sind oder lang­fristig hängt davon ab, was das Ziel ist und wie die entspre­chenden Sugges­tionen gespro­chen wurden.
  4. Anschlie­ßend wird die soge­nannte Reori­en­tie­rung oder Deduktion gemacht. Damit wird dein Fokus aus dem Inneren wieder auf deine Umwelt gerichtet. Temporäre Sugges­tionen werden zurück­ge­nommen und dir werden letzte Sugges­tionen gegeben, dass du wieder wacher und fitter wirst. Du kannst eine Hypnose auch ohne Reori­en­tie­rung verlassen, aller­dings ist es mit ange­nehmer.

Empfehlungen für die Hypnose

Um eine schöne Hypnose zu erleben, kann ich dir folgende Empfeh­lungen geben:

  1. Hab genug Zeit. Das heißt, plane auch nach der Hypnose einen ausrei­chend großen Zeit­puffer ein damit du entspannt bleiben kannst. Je entspannter dein Tag, desto besser.
  2. Handy aus! Egal was an Nach­richten kommen mag, die können bis nach der Hypnose warten. Wenn du Kinder oder andere Personen hast, für die du norma­ler­weise Ansprech­partner bist, dann Orga­ni­siere für eine Hypnose eine andere Person welche als Ansprech­partner fungieren kann. Wenn du ständig in Gedanken bei jemand anderen bist, wird es nicht funk­tio­nieren.
  3. Lass dich auf die Hypnose ein. Folge den Anwei­sungen der hypno­ti­sie­renden Person so gut du kannst und lass dich von den Effekten über­ra­schen. Frag dich nicht, ob du es richtig machst oder nicht. Vertrau darauf, dass die hypno­ti­sie­rende Person darauf achtet und entspre­chend Handeln wird.
  4. Frag dich nicht, ob du schon in Hypnose bist. Im Prinzip das gleiche wie 3, aber so wichtig, dass es nochmal erwähnt werden sollte. Frag dich nicht, ob du in Hypnose bist, dafür brauchst du dein Bewusst­sein und damit sorgst du aktiv dafür, dass die Hypnose nicht funk­tio­nieren wird.

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