Safeword

Shows Handcuffs and the Words "Safe Word" in Neon Sign Style

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Dieses Thema richtet sich besonders an die Anfänger im BDSM Bereich. Gerade hier sehe ich am häufigsten Probleme zu diesem Thema. Aller­dings denke ich, dass auch Menschen die schon länger BDSM betreiben, hier noch das ein oder andere mitnehmen können.

Und auch wenn ich hier nur schreibe, was meine Meinung wider­spie­gelt, habe ich im Voraus zu dem ganzen eine Umfrage auf Fetlife gemacht und habe dort gefragt, wie andere das Thema sehen. Wenn euch die Origi­nal­ant­worten inter­es­sieren, geht es hier zum Fetlife Beitrag Außerdem habe ich mir Input von Vahavta´s Texten geholt. Wer sich mehr dafür inter­es­siert, kann auch dem News­letter von Vahavta folgen.

Jetzt aber zum eigent­li­chem Thema.

Was ist ein Safeword?

Wikipedia schreibt zum Thema Safeword folgendes:

Das Safeword ist ein bei Praktiken im Bereich des BDSM verwen­detes Signal­wort, mit dem der empfan­gende Partner anzeigen kann, dass er die Handlung nicht fort­setzen möchte. Im Rahmen einver­nehm­lich ausge­führter Praktiken gilt ein ausge­spro­chenes Safeword (auch aus recht­li­chen Gründen) als unbe­dingte Verpflich­tung zum sofor­tigen Aufhören. Der effi­zi­ente und vertrau­ens­volle Umgang mit Safewords ist eine der absolut notwen­digen Voraus­set­zungen für BDSM.

Das Ganze ist aus meiner Sicht etwas zu eng gesteckt. Gibt es doch mehr Abstu­fungen des Safewords, wie zum Beispiel beim Ampel­system (Grün/Gelb/Rot), wovon nicht jedes für einen direkten Abbruch steht. Außerdem geht Wikipedia mehr auf den recht­li­chen Punkt als auf den persön­li­chen ein.

Ein Safeword ist für mich eine Möglich­keit zur einfachen Kommu­ni­ka­tion, wo innerhalb der Limits man sich gerade befindet und ob das Spiel problem­frei weiter­ge­führt werden kann (Grün), man aufpassen muss mit dem, was man gerade macht (Gelb) oder ob man zu einem Stopp kommen sollte (Rot). Egal ob dabei die körper­li­chen, emotio­nalen oder andere Grenzen erreicht worden sind.

Wichtig hierbei, nur weil ein Safeword gespro­chen wurde, heißt es nicht, dass es zu einem sofor­tigen Stopp kommt. Wenn die Bottom Person gefesselt worden ist, können die Seile nicht innerhalb eines Augen­blicks verschwinden, hier können diese aber im Zwei­fels­fall noch zerschnitten werden. Bei Spielen mit Nadeln gibt es keinen „schnellen Ausweg“, die Nadeln müssen eben Stück für Stück heraus­ge­holt werden.

Unterschiedliche Formen von Safewords

Safewords können so persön­lich sein, wie ihr wollt. Ob euer Safeword nun „Banane“, „Rot“ oder „Mayday“ ist, spielt letzten Endes keine so große Rolle. Wichtig ist, dass ihr wisst, was es bedeutet und dass es einfach zu nutzen ist. „super­ka­li­fra­gi­lis­tik­ex­pia­li­ge­tisch“ kann ich daher als Safeword nicht empfehlen 😉

Wenn ihr nur mit einem einzigen Safeword spielen wollt, das direkt zu einem Abbruch führt, könnte es „Mayday“ sein. Es ist einfach und wird im normalen Sprach­ge­brauch selten genutzt. „Nein“ und „Stop“ gingen natürlich auch, aller­dings gibt es genug Menschen, die diese Wörter nutzen und trotzdem weiter­ma­chen wollen. Mir ist es auch schon passiert, dass geflucht wurde „…verdammte scheiße..“ und trotzdem war das kein Abbruch­si­gnal.

Möchtet ihr zwischen­drin „einche­cken“ wie es eurem Sub geht bzw. möchte die Bottom Person Rück­mel­dungen geben kann ein mehr­stu­figes System wie das „Ampel-System“ hilfreich sein. Hierbei können die Farben für folgendes stehen:

Grün = Perfekt, mach weiter, gerne auch härter. Gelb = Ich komme an meine Grenzen. Hier gerne auch erweitert mit „Gelb, das Seil tut da weh“ oder „Gelb, mein Hintern verträgt nicht mehr viel mehr“ als Feedback an die Top-Person. Damit ist auch gleich klar kommu­ni­ziert, warum Gelb. Rot = So schnell wie möglich Stopp. Aftercare einleiten und mit dem Sub einche­cken.

Mein Tipp hier, macht es konkret, wie zum Beispiel beim Ampel-System, aber nicht zu kompli­ziert. Ein System mit 1–10 erfordert zu viel Nach­denken und stört die Session vermut­lich mehr als dass es hilft. Klärt auch vorher, wie oft der/die Sub okay damit ist, wenn ihr nachfragt. Manche mögen es, wenn man regel­mäßig nachfragt, andere werden dadurch davon abge­halten in den „Subspace“ zu wechseln. Ich persön­lich frage bei neuen Personen erstmal öfters nach und je öfter/länger ich mit jemanden Spiele, desto seltener checke ich ein. Aller­dings werde ich nie ganz aufhören zu fragen, nur weil ich eine Idee davon habe, wie die Tole­ranzen meiner Sub beim letzten Mal waren, heißt es nicht, dass heute dasselbe Schmerz-/ Emotions-Level okay ist.

Der Knebel im Mund und jetzt?

Natürlich gib es Momente, in denen die Bottom Person nicht mehr Antworten kann. Viel­leicht weil der Mund geknebelt ist, oder weil der Kopf einfach so tief im Subspace ist, dass ein Sprechen schwer­fällt. Hier könnt ihr dem Sub etwas in die Hand geben, was beim Herun­ter­fallen „Lärm“ verur­sacht. Sei es ein Schlüs­sel­bund oder eine Glocke. Bei der Glocke kann ein Schütteln mit der Hand ein „Gelb“ und ein Fallen lassen ein „Rot“ ist. Wichtig ist nur, dass eure Sub sich noch melden kann.

Sollten die Arme und Hände noch freier sein, kann es auch sein, dass die Sub euch einfach nur an einer Körper­stelle „abklatscht“, ähnlich wie im Karate. Zweimal Tappen für „Gelb“ und dreimal für „Rot“.

Persön­lich habe ich bei meinem letzten Spiel mit Floggern, als ich gefloggt wurde, geklärt, dass ich ein „die Stelle hat gerade genug“ mit einem Handheben einleite. Ich musste nicht reden, die aktive Person konnte die Hand leicht bemerken, da in ihrem Sichtfeld und trotzdem wussten wir, dass das kein Abbruch ist.

Egal, was ihr ausmacht. Auch hier gilt, es sollte einfach zu machen und leicht zu merken sein. Außerdem sollte das nonver­bale Signal nicht erst dann ausge­macht werden, wenn ihr damit rechnet, dass die Sub nicht sprechen kann. Hier gilt, wie beim „normalen“ Safeword. Lieber haben und nicht brauchen, als brauchen und nicht haben.

Sprecht über die Auswirkungen des Safewords

Wenn ihr euch auf ein/mehrere Safewords einigt, besprecht, was diese für eine Bedeutung haben und wie darauf reagiert werden soll. Ich nehme als Beispiel noch einmal das Ampel-System.

Wenn Grün gespro­chen wurde, ist alles okay, ihr könnt in der Top-Position weiter machen und eventuell sogar inten­siver werden, wenn ihr das wünscht. Hier sollte es prin­zi­piell keine Probleme geben. Vermut­lich wird „Grün“ auch nur ausge­spro­chen, wenn aktiv nach­ge­fragt wird, oder wenn ihr euch darauf geeinigt habt, dass der Sub hin und wieder Rück­mel­dung zu geben hat.

Wenn Gelb gespro­chen wurde, muss klar werden, warum. Viel­leicht war der eine Schlag zu heftig, viel­leicht ist die Grenze erleich­tert. Je nachdem wie euer Spiel aussieht, muss dazu die Szene nicht einmal gestoppt werden. In einer Szene, wo es bei mir vorkam, hab ich das Gesicht meiner Sub genommen, sodass sie mich anschauen musste. „Braves Mädchen, gut, dass du mir deine Grenzen sagst. Jetzt musst du mir aber sofort erklären, warum sonst gibt es eine Strafe“. Sie konnte erklären, was los war, ohne dass unser Spiel wirklich unter­bro­chen wurde. Zur Not aber lieber eine Unter­bre­chung als ein Miss­ver­ständnis. Macht euch also klar, wie ihr klären wollt, warum Gelb gespro­chen wurde.

Es ist passiert, es wurde „Rot“ gesagt. Das Spiel wird unter­bro­chen, soweit möglich. Viel­leicht setzt ihr später fort, das ist aber jetzt gerade komplett egal. Hier solltet ihr im Voraus geklärt haben, welche Form der Aftercare sich euer Sub wünscht. Möchte er einfach nur in den Arm genommen werden, möchte er gelobt werden, dass er es so gut ausge­halten hat. Hier kann die Aftercare so indi­vi­duell wie die Person sein. Aus meiner Sicht ist es extrem wichtig, dass die dominante Person weiß, wie die Aftercare umzu­setzen ist. Viel­leicht weiß euer Sub auch gar nicht so recht was helfen würde, dann überlegt euch was für Arten der Aftercare ihr dann „testen“ könnt, ob diese helfen. Zudem empfehle ich zu klären, ob euer Sub lieber einen Instant Ausstieg möchte, oder viel­leicht nur möchte, dass man in den nächsten 1–2 Minuten zum Ende kommt, sodass ein „sanfter“ Ausstieg gewähr­leistet ist. Auch hier gilt, kennt die Vorlieben eurer Bottom Person.

Vor kurzem hatte ich hier eine Situation, in der wir zuvor nur sehr grob über Aftercare gespro­chen hatten. Das Spiel wurde relativ intensiv und als das Spiel aus meiner Sicht vorbei war, habe ich fest­ge­stellt, dass es meiner Sub nicht gut ging. Sie war den Tränen nahe, viel­leicht sogar schon leicht am Weinen, auf jeden Fall ging es ihr nicht gut. Auf die Frage was Sie jetzt braucht, konnte Sie mir dies nicht sagen. Aller­dings hat Sie mir gesagt, dass Sie gerade das Gefühl hat „nichts wert zu sein“. Glück­li­cher­weise war das eine Aussage, die mir gut geholfen hat. Ich habe Sie dann dazu bewegt mich anzu­schauen und habe ihr die vielen Details erzählt, warum ich Sie mag. Was toll an ihr ist und warum gerade sie hier mit mir am Spielen war und nicht jemand anderes. Nach einer Weile konnten wir das Gespräch kuschelnd fort­setzen und ich Sie damit auch dieser Situation heraus­holen.

Wichtig ist daher aus meiner Sicht, dass die dominante Person immer weiß, dass so etwas geschehen kann und mental darauf vorbe­reitet ist zu helfen. Ja, unsere Sub „dient“ uns, genauso ist es aber auch die Pflicht uns um unsere Subs zu kümmern. Nebenbei, sollte sich ein:e Dom weigern Aftercare zu betreiben halte ich das für eine Red Flag.

Wann nutze ich das Safeword

Prin­zi­piell nutzt das Safeword, wann immer ihr es braucht. Gerade am Anfang lieber einmal zu früh als einmal zu spät. Ermutigt einander, das Safeword zu nutzen. Es sollte keine Gedanken wie „damit zerstöre ich doch alles…“ geben. Wenn alles geklärt ist, kann man weiter­spielen, aber wenn Schäden entstanden sind, kann man diese nicht zurück­nehmen. Denkt dran, die körper­li­chen Schmerzen können relativ gut behandelt werden, emotio­nale Schmerzen aller­dings deutlich schwie­riger, gerade wenn ihr noch uner­fahren mit Aftercare seid.

Persön­lich versuche ich mich auch immer zu bedanken, wenn meine Sub ein Safeword nutzt. Natürlich möchte man selbst viel­leicht noch weiter­spielen, wenn das Safeword kommt. Aber nur wenn ich darauf vertrauen kann, dass meine Sub sich meldet, wenn etwas ist, kann ich beruhigt spielen, wenn kein Safeword kommt. Natürlich achte ich auch ohne Safeword darauf wie es meiner Sub geht, aller­dings kann ich nicht immer erkennen, was in ihr vorgeht und bin dankbar, wenn ich diese Hilfe bekomme.

Gerne kann man auch im Spiel einfach sagen „Safeword“ und die andere Seite gibt ein „Grün/Gelb/Rot“ zurück. So kann man kurz einche­cken, ohne viel auf Aufhebens darum zu machen. Gerade am Anfang eine gute Idee. Ich persön­lich checke mit neuen Spielpartner:innen anfangs sehr oft ein. Mit der Zeit wird es weniger, einer­seits weil ich mehr weiß, wie es der Person geht, ande­rer­seits auch, weil ich besser weiß, wie oft die Person einen Check-in möchte oder eben nicht.

Müssen die „Soft Safewords“ genutzt werden?

Auf die Frage ein klares Nein, wenn ihr das nicht wollt auf keinen Fall. Manchen fällt es einfacher zwischen­drin zu sagen „das war zu hart“ oder „mein Hintern ist am Limit“. Andere wiederum brauchen das „Soft Safeword“, um zu wissen, das ist kein Teil des Spiels, das ist jetzt eine Rück­mel­dung, die ich ernst nehmen muss.

Safewords sind nur für die Subs, oder?

Ich habe das Gefühl, dass es sehr weit verbreitet ist, dass nur Subs das Safeword benutzen dürfen. Meiner Meinung nach stimmt das aller­dings nicht. Natürlich kann die dominante Person aufhören, wenn es zu viel wird, aller­dings kann es auch Situa­tionen geben, wo der Dom nicht gerade die aktive Person ist. Als Beispiel, ich spiele mit einer Person, die gerne ein wenig Bratty ist und damit auch mal beißt. Das ist so weit zwischen uns geklärt und auch okay. Würde es hier zu viel werden, kann ich auch als dominante Person ein „Gelb“ oder „Rot“ geben. Da aller­dings die Person beißt, könnte eben ich nicht einfach damit aufhören.

Wichtig ist hierbei, auch die dominante Person darf Grenzen haben und sollte auf sich achten. Nur weil die Bottom Person etwas möchte, muss die dominante Person es nicht.

Einschränkungen

Mir ist klar, dass nicht jede:r mit Safeword spielen will. Gerade wenn wir anfangen in denen Bereich „Consen­sual Non-Consent“ (CNC), also auf Deutsch „einver­nehm­liche Nicht­ein­ver­nehm­lich­keit“, gehen, möchten manche kein Safeword mehr nutzen. Solltet ihr nicht mehr Anfänger sein und mit eurer/euren Partner:in klären können wie ihr Spielen wollt und genug vertrauen haben, dass diese Person das nicht außerhalb dessen, was ihr wollt, ausnutzt, dann Go for it. Aller­dings wie gesagt, dass sehe ich erst im BDSM, wenn die betei­ligten Personen über die ersten paar mal Spielen hinaus sind und ein Gefühl dafür bekommen haben.

Solltet ihr spielen, solltet ihr aller­dings auch einen „Notfall­plan“ haben, wenn dann doch etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Dazu aber viel­leicht in einem anderen Blogpost mehr.

Allgemeine Tipps

Grund­le­gend gilt natürlich im BDSM, sprecht mitein­ander. Was ist eure Vorstel­lung, was wollt ihr, was wollt ihr nicht. Ein grund­le­gendes Verständnis, was okay ist, sollte auch außerhalb davon da sein. Nur weil bisher keiner meiner Subs gesagt hat, sie möchte kein Bein mit der Axt abgehackt bekommen haben, wäre das so extrem, dass ich das vorher explizit anspre­chen würde. Mein Prinzip ist hier, alles, was sichtbare Auswir­kungen haben kann, wie zum Beispiel blaue Flecke, Striemen, Kratzer und so weiter spreche ich vorher an, ob das okay ist oder nicht, sonst ist es für mich ein Hardlimit.

Wenn ihr aller­dings eure Hard­li­mits geklärt habt, „Spanking ist okay, Paddle sind raus…“, wird es oft deutlich unwahr­schein­li­cher, dass ihr eure Safewords braucht.

Sprecht auch darüber, was Nein/Stopp/und so weiter im Spiel­kon­text bedeuten. Sollen diese auch als Safewords beachtet werden, oder sollen diese gezielt ignoriert werden. Wie so oft, hier gelten eure Vorlieben und Wünsche, welche Variante für euch besser ist.

Am Ende sollte euch immer klar sein, ihr spielt hier immer noch mit dem Feuer. BDSM Szenen haben mehr Potenzial physikalisch/emotional jemanden zu verletzen als normale „Vanilla“-Momente.

Zusammenfassung

Das wich­tigste nochmal in kurz:

  • Sprecht mitein­ander über Safewords und Limits
  • Das Safeword sollte einfach und leicht zu merken sein
  • Habt auch ein Nonver­bales Safeword
  • Alle Betei­ligten müssen wissen, was das Safeword bedeutet und welche Hand­lungen (welche Aftercare und derglei­chen) danach gewünscht sind
  • Die dominante Person muss auf einen Abbruch vorbe­reitet sein und damit umgehen können
  • Auch die dominante Person kann Safewords nutzen

Solltet ihr andere Meinungen, Kritik oder Anre­gungen haben, lasst es mich gerne wissen.

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