In Teil 1 habe ich euch erzählt, wo ich sexuell herkomme und welchen Stellenwert ich dem Vorspiel beimesse. Heute soll es dann um den Sex an und für sich gehen.
Wie Sex funktioniert – Porno Edition
Als Menschen bekommen wir so viel beigebracht wie etwas funktioniert. Uns wird die halbe Welt erklärt. Aber, wenn es dann um das Thema Flirten oder gar Sex geht sollen wir es auf einmal alles von selbst wissen. Zeitgleich sind die Geschichten, die man (gerade im Jugendalter) hört, voll davon, was für krasse Ficker manche Kerle doch sind. Und Frauen sind natürlich alles Schlampen (Klassenmatratze etc.) oder die Heiligen jungfräulichen Engel.
Klar ist auch, beim Sex ist Frau IMMER SOFORT feucht. Stöhnt schon beim Gedanken dem Kerl einen lutschen zu dürfen oder später den ganzen Saft ins Gesicht gespritzt zu bekommen. Männer haben natürlich immer Instant einen harten und können stundenlang Vögeln. Gefühlte zwei Milliarden Stellungswechsel sind beim Sex Pflicht. Und wenn der Mann beim Orgasmus weniger als einen halben Liter abspritzt, ist bestimmt irgendwas bei ihm kaputt. Natürlich sollte man die Frau dabei auch in alle Löcher ficken. Denn wenn man die Frau nicht oral, vaginal und Anal gefickt hat, ist mindestens einer von beiden Seiten verklemmt.
Leider ist es dass, was Pornos beibringen und leider sind Pornos mit eines der „einfachsten“ Bildungsmedien, die wir zum Thema Sex haben. Das erhöht den Druck auf beiden Seiten. Alle wollen Performen um „guten Sex“ abzuliefern und die Lust bleibt nicht selten auf der Strecke. Klar ist auch solcher Sex geil. Klar kann ich die Frau ausziehen, meinen Schwanz reinstecken, ein paar krasse Moves machen und dann abspritzen (wichtig, muss mindestens ein halber Liter sein!!!). Aber auf Dauer ist und bleibt das ganze eine Performance.
Wie ihr vielleicht schon merkt. Die letzten Zeilen haben Spuren von Sarkasmus (und von Nüssen, vergesst die verkackten Nüsse nicht). Zudem bin ich kein großer Freund von solchem Sex als Standard. Aber was denkt denn der liebe Herr Mustermann wie es besser geht?
Wie Sex funktionieren kann
Ganz wichtig vorab für mich. Sex kann nicht in eine „Standard-Form“ gegossen werden. Der Begriff „guter Sex“ ist extrem flexibel. Er unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Teilweise ändert sich sogar „guter Sex“ abhängig von der Situation, der/dem Partner:in oder sonstigen Umständen. ABER, ich glaube trotzdem, dass gewisse Grundlagen für alle hilfreich sind.
Einverständnis
Im besten Fall weiß man natürlich, was der/die Partner:in für Sex mag. Lebt die gemeinsamen Vorlieben aus und achtet die Grenzen des anderen. Aber wie sicher wissen wir wirklich, was der/die andere mag? Wie oft spricht man denn darüber? Wie oft äußert man selbst, was einem gefällt oder nicht. Dabei denke ich gerade an Männern die einen schlechten Blowjob bekommen und nichts sagen frei nach dem Motto: „Lieber einen schlechten Blowjob als gar keinen mehr“. Aus Angst, wenn man Kritik übt, gibt es kein nächstes Mal. Für mich ist also eine der Grundzutaten tatsächlich mit meinen Partnerinnen immer mal wieder darüber zu reden, was Sie mögen, worauf Sie Lust haben und was gar nicht geht. Gerne probiere ich hier auch viel mit den Damen aus, solange ich darauf vertrauen kann, dass sie auch Nein sagt.
Sehr viel Spaß kann es auch machen, dass jeder für sich eine sexuelle „Want to do“-List zu erstellen und immer mal wieder einen Punkt davon abzuhaken und gemeinsam die Lust zu erforschen.
ABER, und das ist der wichtigste Punkt in diesem Abschnitt. Stellt klar, dass ihr beide wollt, was ihr da macht. Es gibt beim Sex kaum einen schlimmeren Lustkiller, als festzustellen, dass der/die andere das gerade absolut Scheiße findet, was ihr da macht. Redet hier über eure Grenzen (und ja, auch als Mann darf man Grenzen beim Sex haben und äußern) und über die Art und weiße wie ihr auch beim Sex sichergehen könnt eure Grenzen nicht zu überschreiten, bzw. dass es immer okay ist, wenn man Nein sagt.
Der Forscherdrang
Okay, der „langweilige“ Teil ist vorbei. Ihr wisst, was euer Gegenüber geil findet und was euch beiden Lust macht. Das heißt, ab sofort nur noch diese Punkte nutzen und nichts Neues mehr probieren?
Nein, auf keinen Fall. Im Gegenteil. Ihr habt ja „nur“ die Grenzen abgesteckt. Aber genauso wenig wie ihr ganz Deutschland kennt, weil ihr dort wohnt, kennt ihr eure Partnerin sexuell komplett nur, weil ihr Sex habt und wisst, was sie anmacht. Aber genau wie ich mich in einem Land auf die Reise machen kann, um neue Dinge zu sehen, kann ich bei einer Frau auf die Reise gehen und herausfinden, was sie innerhalb ihrer Grenzen mag.
Sie mag sanfte Berührungen? Sehr cool. Aber wo mag Sie die am liebsten? Einfach mal den Körper erkunden. Und dabei gibt es mehr Stellen als nur ihre hübschen Brüste, den geilen Hintern und die wundervolle Vagina. Ein leichtes Kratzen an den Innenschenkeln. Ein paar mal rauf und runter, wie reagiert Sie darauf? Ein leichter Biss in den Nacken während die Hand ihr ins Haar greift? Streicheleinheiten bei ihrer Vulva. Einfach nur zärtliches rauf runter streicheln ohne das Ziel eines Orgasmus, einfach nur extrem sanft Streicheln. Ihr seht schon, selbst wenn es „nur“ zarte Berührungen sind, kann man auch hier einiges sowohl vor dem Sex, als auch während dem Sex mit einbauen.
Sie steht eher darauf geschlagen zu werden? Spanking ist ihre Leidenschaft? Sehr geil. Aber immer nur die Hand? Immer nur ganz hart zuschlagen? Vielleicht auch mal mit dem Flogger spielen. Mit einem Paddel oder dergleichen. Gerade mit einem Flogger kann man sehr sanft sein oder sehr heftig zuschlagen. Vielleicht auch einfach mal den Flogger mit voller Kraft durch die Luft sausen lassen ohne zu treffen, nur um den Schockmoment auszulösen, dass es gleich brennen wird, ohne dass dann etwas passiert. Das spiel mit den Erwartungen.
Kurz, erforscht die Bereiche, die euch offen stehen. Erforscht den Körper der Frau. Klar sind die Brüste/Hintern/Pussy tolle Orte zum Spielen. Aber der Körper einer Frau hat noch so viel mehr erogene Zonen als diese. Und je mehr ihr spielen könnt, desto spannender wird es. Das ist genauso wie Gitarre spielen. Wer nur einen Chord spielen kann, kann nur langweilige Musik spielen. Wer alle Chords kennt und spielen kann, kann auch coole Lieder spielen und viel mehr Freude wecken.
Der Zeit- und Wohlfühlfaktor
Wir Männer haben es schon einfach, wenn er steht, können wir meist direkt loslegen. Mit der richtigen Stimulierung ist es eine schnelle Sache, dann spritzen wir ab und sind fertig. Und die Frauen? Bei einigen funktioniert das ganze etwas langsamer. Manche fühlen sich auch gestresst durch den Gedanken zu einem Orgasmus kommen zu „müssen“. Und genau dieser Stress verhindert dann den Orgasmus sehr effizient (gilt übrigens auch für Männer).
Wie schon ein paar mal gesagt, nichts gegen einen Quickie hier und da. Aber für den „Standard“ Sex empfehle ich unbedingt sich Zeit zu nehmen. Gerne kommuniziere ich der Frau auch genau dass. Dass wir uns Zeit lassen und Sie den Sex genießen kann. Dass ich keinen Orgasmus von ihr erwarte, nur eine geile Zeit mit ihr haben will die wir beide genießen können.
Hier hatte ich zum Beispiel schon mal eine Frau, die noch nie zuvor bei einem Mann zum Orgasmus gekommen war. Selbst mit ihrem Toy, dass ihr sonst sehr schnell und zuverlässig zum Orgasmus geholfen hatte, war das nicht möglich, wenn ein Mann im Raum war. Sie hat mir immer wieder gesagt, dass Sie sich dann gestresst und unter Druck gefühlt hat. Alleine, dass ich ihr währenddessen gesagt habe wie heiß sie aussieht und dass sie sich bitte Zeit lassen soll hat dazu geführt, dass sie dann doch vor mir zum Orgasmus kommen konnte.
Kurz, die Tatsache, dass ich den Frauen eine „Nicht Erwartungshaltung“ kommuniziere und zeitgleich mitgebe, dass wir alle Zeit der Welt haben, hat schon für einige geile Momente gesorgt. Für mich immer wieder schön, wenn sich Frauen bei mir „gehen“ lassen können und den Sex einfach genießen können ohne an xy denken zu müssen oder sich zu stressen.
Der Sex selbst
Wuhuu, endlich gehts ums ficken.
Hierbei ganz kurz ein Zitat aus Party Animals „Sei kein Dummy, nimm nen Gummi“. Wenn ihr die Partnerin nicht gut genug kennt und nicht beide getestet seid, solltet ihr immer nur mit Gummi vögeln. Selbst wenn beide getestet sind, Pille etc. kann immer mal vergessen werden. Wenn ihr keinen dringenden Kinderwunsch hegt, heißt es also „Don´t be silly, wrap your willy“.
Solange ihr wisst, wo ihr anatomisch connecten müsst/könnt ist der Sex selbst ziemlich einfach. Genießt es und lasst euch nicht von den Pornos in irgend einen Zugzwang bringen. Ihr müsst nicht stundenlang vögeln. Auch braucht ihr keine 2 Zilliarden Stellungen ausprobieren während ihr vögelt (dürft aber gerne). Probiert es mal langsamer (gerade am Anfang) mal schneller (eher gegen Ende). Probiert mal was passiert, wenn ihr euren Schwanz einfach nur bis zum Anschlag reinsteckt und ruhig liegen bleibt. Fühlt mal genau hin, wie es sich anfühlt. Kuschelt mir der Dame, küsst Sie. Streichelt durch ihr Haar. Spielt mit ihren Brüsten oder genießt einfach den Ausblick, den ihr da habt.
Ganz wichtig für mich an der Stelle. Wenn Sie gar nicht feucht wird (ja, Sie kann geil sein, ohne feucht zu werden), nutzt etwas Gleitgel. Am besten ein Wasserbasiertes, da es sonst das Kondom angreifen wird und damit der Schutz nicht mehr gewährleistet ist. Außerdem beim ersten Eindringen bitte nicht einfach Vollgas und los, sondern am Anfang erst mal langsam in Sie eindringen. Wenn ihr merkt, dass es nicht „flutscht“ auch schon bevor ihr ganz eingedrungen seid immer wieder hin/her Bewegungen, um ihre Vagina an euren Penis zu gewöhnen. Je vorsichtiger Ihr seid, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie dabei keine Schmerzen haben wird. Andersherum, wenn ihr an der Stelle mit „Hauruck“ in Sie hineinstößt ist es deutlich wahrscheinlicher, dass ihr der Dame weh tut oder sie sogar verletzt. Blöd für beide Seiten.
Gerne höre ich auch heute wieder eure Meinungen oder Tipps zu dem Thema. Was hat euch gefehlt, worüber soll ich noch sprechen?
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